Sportpionier 2024

VON THOMAS RINGHOFER - Rems-Zeitung

Seit 1975 wird im Rahmen der Sportlerehrung die Auszeichnung „Sportpionier“ vorgenommen – für eine herausragende Persönlichkeit, die sich in besonderem Maße um den Sport in Gmünd verdient gemacht hat. Die Wahl des Stadtverbands Sport Schwäbisch Gmünd fiel für das Jahr 2023 auf einen Mann, der „sich über viele Jahrzehnte hinweg in vielfältiger Weise für den Sport in unserer Stadt, insbesondere aber für das Turnen in Bargau eingesetzt hat“, leitete Ralf Wiedemann seine Laudatio ein.

Der Verbandsvorsitzende blickte im Hans-Baldung-Grien-Saal im Congress- Centrum Stadtgarten auf das Leben und Wirken des neuen Sportpioniers Michael Svoboda: „Ein waschechter Gmünder, der im Jahr 1962 in Gmünd geboren wurde und schon als kleiner Junge großes Interesse am Sport hatte“, so Wiedemann. Svoboda sei bereits Anfang der 1970er-Jahre in den TV Bargau eingetreten und dort seit mehr als 50 Jahren Mitglied. Und wie es sich für einen guten Bargauer gehöre, sei er auch dem FC Bargau beigetreten.

Wie der Vorsitzende weiter beschrieb, habe Michael Svoboda für die damalige Zeit nicht wie so viele Jungs typisch mit Fußball begonnen, sondern mit dem Turnen. Aber ganz ohne Ball sei es dann doch nicht gegangen, denn er spielte später parallel einige Jahre lang Handball und Fußball. Der Schwerpunkt habe allerdings zweifelsfrei beim Turnen gelegen, das er mehr als 25 Jahre lang ohne Unterbrechungen ausgeübt hat. „Michael Svoboda war ein sehr erfolgreicher Turner, der mit dem TVB mehrfach von der Bezirks- bis in die Regionalliga aufgestiegen ist. Auch als Einzelsportler erreichte er Podestplätze auf Gauebene oder bei Landesturnfesten. Diese Erfahrungen und sein Können wollte er im Verein einbringen, weshalb er bereits als Jugendlicher verschiedene Gruppen trainierte“, sagte Wiedemann.

„Für Michael war und ist sehr wichtig, etwas mit den Menschen für die Menschen zu gestalten – und das galt für ihn nicht nur als Sportler, sondern auch als ehrenamtlicher Funktionär.“ Bereits mit 14 Jahren wurde er beim TV Bargau Organisator der Turnmannschaft, von 1990 bis 1998 war Svoboda Abteilungsleiter Turnen, bevor er noch 1998 zum Vorsitzenden des TVB gewählt wurde und dieses Amt bis 2013 inne hatte.

„Was Michael Svoboda in dieser Zeit mit und für den TV Bargau auf den Weg brachte, ist sehr bemerkenswert“, so Ralf Wiedemann. Zu den Highlights zählen die Umgestaltung der Scheuelberghalle in eine ballspielgerechte Sporthalle, der komplette Umbau und die Neuausrichtung des Vereinsheims „Hocke“ im Jahr 2010 oder der Bau der Felder für Beachvolleyball und Beachhandball (2011).

Der Sportpionier des Jahres 2023 richtete „seinen“ TV Bargau auch zukunftsfähig aus. Wiedemann gab die Beispiele „Zukunftswerkstatt TV Bargau“, um den Verein für junge Menschen attraktiver zu machen, sowie die Kooperation mit dem TV Wetzgau. „Und was durfte bei jemanden, der bestrebt ist, Menschen zusammenzuführen, nicht fehlen?“, stellte Wiedemann die Frage: „Natürlich die beiden Vereine TV und FC Bargau, die ehemals verfeindet waren, durch gemeinsame Aktionen näher zubringen.“ Die gemeinsamen Feierlichkeiten zum 175-jährigen Bestehen beider Vereine im Jahr 2002 ist ein Meilenstein in der Bargauer Sportgeschichte gewesen – der Startschuss für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Weil Michael Svoboda stets über den Tellerrand des Vereins und des Sports hinausblicke, sei er 2002 als Vertreter des TV Bargau als Beisitzer in den Vorstand des Stadtverbands Sport gewählt worden. 2004 wurde er stellvertretender Vorsitzender, „der Startschuss unseres 13-jährigen gemeinsamen Wirkens auch für den Stadtverband“, erinnerte Wiedemann.

2012 wurde der Geehrte zum Vorsitzenden des Stadtverbands Sport gewählt, einige Projekte stieß er an und verwirklichte sie. Unter anderem die Einrichtung und Umsetzung der Kindersportschule (KiSS) unter Einbindung der Stadtsportlehrer und Vereine – heute ein wichtiger Baustein der Grundlagenausbildung. In Zusammenarbeit mit der VHS Gmünd startete er 2014 das Projekt „Engagement braucht Leadership“, 2016 folgte „Kommune inklusiv“ und 2017, als letztes Projekt, der Arbeitskreis Ehrenamtskultur: „Daneben gab es noch viele weitere Aufgaben, die für die Entwicklung des Gmünder Sports notwendig und wichtig waren.“ 2017 trat Svoboda aus beruflichen Gründen als Vorsitzender zurück, bis 2020 war er noch beim Stadtverband Sport aktiv.

Dass jemand bei so viel ehrenamtlichem und sportlichem Engagement noch ein privates, normales Leben habe, sei eigentlich kaum zu glauben, so Wiedemann, der auch auf die privaten und beruflichen Stationen Svobodas blickte. Nach seinem Abitur 1983 am HBG machte er eine Ausbildung zum Verwaltungsinspektorenanwärter bei der AOK Gmünd, bei der er heute noch arbeitet – aktuell als stellvertretender Geschäftsführer der AOK Ostwürttemberg. „Wer aber seine Passion so ausüben möchte wie Michael Svoboda, braucht eine Familie und besonders eine Frau, die diese Begeisterung und Arbeit mitträgt und von ganzem Herzen unterstützt“, bedankte sich der Stadtverbandsvorsitzende bei Gerlinde Svoboda.

Bei der Überreichung der Medaille bedankte sich Ralf Wiedemann beim Geehrten: „Du hast in Deinem ganzen Tun, als Sportler und hauptsächlich als Sportfunktionär, über Themen, die heute wichtiger sind denn je, nachgedacht und diese auch entwickelt.“

Glückwünsche erhielt der Sportpionier auch von Richard Arnold. „Mit Deinem langjährigen Engagement um den Gmünder Sport und Deiner gewinnenden und besonnenen Art hast Du sehr viel im Sport bewegen und erreichen können“, sagte der Gmünder Oberbürgermeister. Die Stadt Schwäbisch Gmünd habe in Michael Svoboda immer einen offenen, verlässlichen und beharrlichen Partner gehabt. „Du hast diese Ehrung mehr als verdient und bist im besten Wortsinne ein Pionier des Gmünder Sports“, fügte Arnold hinzu.

Für den TV Bargau sagte Vorstandsmitglied Jürgen Mayer, dass es eine Sache gebe, die man nur beim TVB wissen könne: „Nur wir können wissen und zu schätzen wissen, was Du für uns und Deinen Verein geleistet hast – dafür unser tiefster Dank und allergrößter Respekt.“

„Mir ist ganz warm“, hatte Svoboda bei seiner Auszeichnung auf der Bühne gesagt. Aufgeregt wie bisher selten in seinem Leben sei er, ließ er das Publikum im voll besetzten Saal an seinen Gefühlen teilhaben: „Das ist ein emotionaler Tag. Ich platze fast vor Freude und Stolz über diese hohe Wertschätzung. Schließlich habe ich schon vor fünf Jahren sämtliche Ehrenämter niedergelegt.“ Bei seinen Dankesworten erinnerte der Geehrte unter anderem an die vielen Wegbegleiter wie Edelbert Krieg, der sein Nachbar und Nachhilfelehrer gewesen war. Und „das Ehrenamt“, so Svoboda, „ist ein Gewinn für sich und alle, die drumherum sind.“

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