Quelle: Rems Zeitung Schwäbisch Gmünd
Von Alexander Vogt
SCHWÄBISCH GMÜND. In der TV-Halle in Bargau sind mit Marcellinus Schäffauer und Gabriele von Abel zwei herausragende Persönlichkeiten des Gmünder Sports mit der Ehrenplakette des Stadtverbandes Sport ausgezeichnet worden.
Von schwierigen Zeiten, in denen „wir von einer Krise in die nächste ziehen, ohne dass die vorherige überstanden wäre“, sprach Ralf Wiedemann. „Nur gemeinsam und mit gegenseitigem Respekt und Unterstützung können und werden wir diese Krisen meistern“, sagte der bereits im Vorjahr für zwei Jahre wiedergewählte Vorsitzende des Stadtverbandes Sport.
Nicht viel Neues und Positives gebe es zur sportlichen Infrastruktur zu sagen. „Das macht mir schon Sorgen“, klagte Wiedemann, der aber auf einen „kleinen Lichtblick“ verwies. Die bei der Hauptversammlung des Stadtverbandes Sport im Vorjahr von Oberbürgermeister Richard Arnold angekündigte Priorisierungsliste zur Beseitigung und zeitlichen Planung des Sanierungsstaus der in die Jahre gekommenen Sportanlagen und Sporthallen liegt nun im Entwurf vor.
Neben den fehlenden Daten und Zahlen zur geplanten Hallenbadsanierung kritisierte Wiedemann die verfahrene Lage, was den neuen Sportplatz auf dem Laichle angeht. „Die Situation ist schwieriger denn je. Das ärgert mich, da es unsere sportliche Infrastruktur weiter verschlechtert, und dies vermutlich auch vermeidbar gewesen wäre, wenn die Stadt sich nicht vom Baugedanken des Sportplatzes zurückgezogen hätte.“ Wiedemann bot im Namen des Stadtverbandes Sport an, bei anstehenden Gesprächen dabei zu sein, „um die notwendigen Entscheidungen im Sinne des Sports in Schwäbisch Gmünd positiv zu beeinflussen.“
Grundsätzlich müssten zur Verbesserung der sportlichen Infrastruktur neue Überlegungen angestellt werden. Denn: „Mit der aktuellen Situation kann es auf Dauer nicht weitergehen. Eine gute und vernünftige Sportentwicklung ist auf die- ser Basis nicht möglich.“ Stattdessen sei eine mittelfristige Planung für die nächsten fünf bis zehn Jahre nötig.
Sportbürgermeister Christian Baron sprach über die von Wiedemann thematisierte Sportstätten-Infrastruktur. „Da müssen wir jetzt konkreter werden“, räumte Baron ein. Der Sanierungsbedarf der Sport-, Turn- und Gemeindehallen sei nun schon zusammengestellt worden und soll anhand der erwähnten Priorisierungsliste mit dem Gemeinderat und Stadtverband Sport abgestimmt werden. In einem zweiten Schritt seien dann die Freiluftsportanlagen an der Reihe.
Sebastian Fritz von der Gemeinderatsfraktion der Linken versicherte den Sportvereinen die Unterstützung des Gemeinderates. „Der Gemeinderat steht weiter hinter dem Sport und hat die großen Aufgaben, die vor uns stehen, im Blick“, so Fritz.
Die von Fred Eberle vorgenommene Entlastung der Vorstandschaft erfolgte einstimmig. Aus der bisherigen Vorstandschaft verabschiedet wurde nach vier Jahren Steffen Kregler. Als neue Beisitzerin bewarb sich Barbara Schuster-Gratz vom Schwimmverein Gmünd. Sie wurde einstimmig ins Gremium gewählt.
Für weitere zwei Jahre wurden der stellvertretende Vorsitzende Michael Hieber und Michael Guba (Beisitzer Sportförderung/ Leistungssport) wiedergewählt. Der stellvertretende Vorsitzende Erich Kümmel bleibt ein weiteres Jahr der Vorstandschaft des Stadtverbandes Sport erhalten.
Ralf Wiedemann kam nicht umhin, auf die Energiekrise und deren Auswirkungen auf den Sport einzugehen. „Enorme Kostensteigerungen drohen, die teilweise sogar die Existenz der Vereine bedrohen könnten.“ Wiedemann monierte, „dass die Politik die gesellschaftspolitische Bedeutung des Sports nicht erkannt und die Vereine bei ihren Unterstützungsplanungen bis jetzt nicht auf dem Schirm hat.“ Die Politik müsse aus der Coronakrise lernen und den Sport weiterlaufen lassen. „Dass das Wasser oder die Halle etwas kälter sind, macht uns Sportlern nichts aus. Wichtig ist, dass wir weiter Sport treiben können.“
Bei der Stadtsportlehrer-Konzeption hält der Stadtverband Sport an der bisherigen Ausrichtung des Drei-Säulen-Systems fest. Es geht um die Bewegungsförderung im Primarschulbereich, die Sportförderung in der Kindersportschule KiSS und die Talentförderung im Verein. Die Säulen eins und zwei decken mit der Grundlagenausbildung die Hauptausrichtung der Stadtsportlehrer ab. Bei der dritten Säule kommt der Vereinssport ins Spiel – und ein neuer und dann dritter Stadtsportlehrer neben Lutz Dombrowski und Helge Liebrich.
Ralf Wiedemann: „Um das Anforderungsprofil der interessierten Vereine im Bereich Vereinssport darstellen zu können, benötigen wir einen dritten Stadtsportlehrer oder eine dritte Stadtsportlehrerin – und zwar in Vollzeit.“ Neben den bestehenden Bereichen Leichtathletik und Turnen im Bereich Ballsport. Der Einsatz der Stadtsportlehrer im Vereinsbereich wird laut Wiedemann wie bisher kostenpflichtig sein und muss auf mindestens zwei, drei Jahre angelegt sein. Das Ziel laute, die dritte Stadtsportlehrer-Stelle ab dem Schuljahr 2023/24 einplanen zu können.
Zwei verdiente Persönlichkeiten
Die Hauptversammlung des Stadtverbandes Sport war ein würdiger Rahmen, um zwei verdiente Persönlichkeiten des Gmünder Sports mit der Ehrenplakette auszuzeichnen.
Marcellinus Schäffauer bekam diese für sein langjähriges Engagement für den Hockey-Sport überreicht. Schäffauer gehört seit 35 Jahren der Hockeyabteilung der Gmünder Normannia an und konnte durch seine ehrenamtliche Tätigkeit die Abteilung sportlich erfolgreich aufstellen.
1998 wurde er stellvertretender Abteilungsleiter, 2008 Abteilungsleiter. Seit 25 Jahren ist Schäffauer Jugendtrainer, seit 2011 stellt er den Hockeysport an Grundschulen in Gmünd und Waldstetten vor. Ein großes Ziel seit seinem Antritt als stellvertretender Jugendleiter 2021: Mädchenhockey in Gmünd wieder aufbauen.
Dass die Hockeyabteilung sich um die Platzpflege kümmert, geht auf Schäffauer zurück, oft packt er persönlich an. Auch beim Bau der 2019 fertiggestellten neuen Hockeyhütte war der gelernte Schreiner ein Hauptakteur. Von seinen Mitstreitern wird Schäffauer als bodenständig, engagiert und zuverlässig beschrieben. So ist es kein Wunder, dass er in der Vergangenheit bereits sowohl die Silberne als auch die Goldene Vereinsehrennadel erhielt.
Ebenfalls geehrt wurde Gabriele von Abel vom Schwimmverein Gmünd. In den 1980er-Jahren war sie als Brustschwimmerin in der Bundesliga-Frauenmannschaft des SVG aktiv, 2001 kam sie durch ihre Kinder wieder in den Verein zurück. Dies war der Beginn ihrer ehrenamtlichen Arbeit.
Dazu zählen die vielen Schwimmkurse, die sie leitet. Egal ob Schulkind, Geflüchtete oder Erwachsene – bei ihr lernen alle das Schwimmen. Sie erwarb mehrere Trainer- Lizenzen. Auch das Thema Aquafitness gehört zu von Abels Steckenpferden, mit dem sie beim Gmünder Sport-Spaß zu finden ist. Weiterhin setzt von Abel sich für den Reha-Sport ein, auch außerhalb des Schwimmbeckens. Ein besonderes Anliegen ist ihr die Kooperation mit Schulen und Kindertagesstätten, um die sie sich seit 2008 kümmert. Die damals gegründete Brigitte-Frank-Stiftung setzt sich dafür ein, dass Schwimmunterricht für Kinder gefördert und ermöglicht wird. Für dieses Schuljahr beantragte von Abel Kooperationen mit acht Kitas und 22 Schulen. Ihre ehrenamtliche Trainerarbeit sowie das Organisieren und Koordinieren brachten ihr nun diese Ehrenplakette ein.
Hallenbad noch in diesem Jahr auf der Agenda
Ralf Wiedemann hat das vergangene Jahr bei der Hauptversammlung des Stadtverbandes Sport als ein spannendes Jahr für den Vorstand des Stadtverbandes Sport bezeichnet. Durch die Corona-Einschränkungen war es den Vereinen 2021 nur schwer möglich, Förderanträge zu stellen. „Deswegen haben wir eine Corona-Sonderzahlung an verschiedene Vereine von rund 13 000 Euro zur Unterstützung der Jugendarbeit bezahlt“, so der Stadtverbandsvorsitzende.
Bei den aktuellen Sportförderrichtlinien, die 2020 insbesondere für den Bereich der Jugendförderung überarbeitet wurden, wird es für die nahe Zukunft ein laut Wiedemann sehr wichtiges Kriterium geben, um Zuschüsse aus den Sportförderrichtlinien zu erhalten. „Bis spätestens 2024 muss uns jeder Verein ein Jugendschutzkonzept vorlegen. Dass wir mit dieser Forderung den Nagel auf den Kopf treffen, zeigen leider die aktuellen Ergebnisse einer Studie und Informationen bezüglich sexualisierter Gewalt im Sport."
Wiedemann forderte alle Vereine auf, dieses Jugendschutzkonzept auf den Weg zu bringen, und bat die Vereine, Anträge für Fördermittel zu stellen. Er lobte die Stadtverwaltung und den Gemeinderat dafür, dass die Sportfördermittel in 2021 und 2022 in gleichem Umfang gewährt werden wie vor Corona. „Das muss auch weiter so bleiben, denn besser kann man Geld gar nicht anlegen“, erklärte Wiedemann.
Der stellvertretende Vorsitzende Oliver Glass berichtete über einen Kassenbestand des Stadtverbandes Sport von 43 517,17 Euro zum 31. Dezember 2021.
Sportbürgermeister Christian Baron betonte, dass die Krisen nicht abreißen. „Das ist eine große Zumutung für alle Bereiche der Gesellschaft.“ Dennoch müsse Normalität geschaffen werden – insbesondere bei den Sportangeboten für Kinder. Nicht zuletzt die durch die Corona- Pandemie aufgetretenen Rückstände beim Schwimmen müssten dringend aufgeholt werden. Denn: „Jedes Kind in Schwäbisch Gmünd muss lesen, rechnen und schwimmen können. Das ist unser Anspruch“, sagte Baron.
Zuversichtlich zeigte sich der Sportbürgermeister, „dass wir uns noch in diesem Jahr mit der Frage der Sanierung und Weiterentwicklung des Hallenbades konkret beschäftigen werden“. Aufgrund der Dynamik bei den gestiegenen Baukosten habe sich bei diesem Thema in den vergangenen Monaten bewusst wenig getan. Christian Baron: „Beim Hallenbad geht es immer um viel Geld. Da müssen wir so viel Fakten wie möglich zusammentragen, um dann über eine Sanierung oder Weiterentwicklung zu diskutieren. Aber auch dieses Thema wollen wir jetzt vorantreiben.“
Auch Sebastian Fritz von der Gemeinderatsfraktion der Linken stellte die Frage in den Raum, wie die weitere Zukunft des Gmünder Hallenbades aussehen wird. „Klar ist: Es besteht dringender Handlungsbedarf. Noch in diesem Jahr sollen verschiedene Varianten vorgestellt werden“, wusste Fritz zu berichten.
Ralf Wiedemann kündigte derweil an, dass es neben Lutz Dombrowski (Leichtathletik) und Helge Liebrich (Turnen) in Gmünd einen dritten Stadtsportlehrer für den Ballsport geben soll. Laut Wiedemann geht es dabei bis jetzt nur um die beiden Sportarten Fußball und Handball. Hierfür haben bisher die Fußballer der SG Bettringen und des FC Bargau sowie die Handballer des TSB Gmünd und der HSG Bargau/ Bettringen ihr Interesse bekundet.